Friesenpferdewanderritt 2000

Ein ganz spontaner “Reit- und Fahrverein”...

Strahlender Sonnenschein für den “Friesenwanderritt 2000”

von Marc Stützel & Dorothea Schulze

Seit eineinhalb Jahren nun treffen sich an jedem letzten Freitag im Monat Friesenfreunde in Berlin zum Stammtisch.

Bei dieser Gelegenheit lernten sich auch Inge, Nicole und Doro, die Besitzerinnen dreier junger Friesen (Lukas (Wallach, 5 Jahre), Seytan (Hengst, 6 Jahre), Glenn (Stute, 6 Jahre)) kennen, deren schwarze Perlen nun, nachdem sie eingeritten waren, behutsam zu höheren reiterlichen Weihen geführt werden sollten. Um ihre Pferde auf den rechten Weg zu bringen, organisierten sie in Eigenregie mittlerweile zwei erfolgreiche Trainingswochenenden mit Carola Brucker auf einer Reitanlage in der Nähe von Fehrbellin.

Hier wurde dann auch die Idee geboren, im Sommer mit anderen Friesenfreunden zusammen einen Wanderritt durch die schöne brandenburgische Landschaft zu starten. Nicole übernahm dankenswerterweise mit sehr viel Elan die Organisation. Es wurde eine Strecke an einem malerischen Fluß entlang ausgeknobelt, die auch von zartbesaiteten Teilnehmern gut in 2-3 Stunden zu schaffen sein sollte, und die ebenfalls von einem Kremser für das Fußvolk (nichtreitender Anhang und (noch) pferdelose Friesenfreunde, sowie Reiter, deren Pferde erst noch heranwachsen müssen) bewältigt werden konnte. Mit der Festlegung eines Termins erfolgten die Ausschreibungen, woraufhin bei den Organisatorinnen die Telefondrähte heißzulaufen drohten. Die Spannung und die Vorfreude auf das große Ereignis stiegen von Tag zu Tag im gleichen Maße wie die Telefonrechnung.

Am 13. August war es dann endlich soweit: leuchtend rote Schilder wiesen den Weg zum “Friesenwanderritt 2000”, und ein strahlend blauer Himmel versprach einen sonnigen Tag.

Das weitestgereiste Pferd aus der Nähe von Oldenburg (!) war schon am Vortag angekommen und im Stall von Nicoles Familie liebevoll untergebracht worden.

Insgesamt 11 Friesen, zwei Warmblutpferde, ein Lusitano, ein Budjonij und ein Fellpony waren der Einladung gefolgt und fanden sich im Laufe des Sonntagmorgens auf der Reitanlage Krehl in Lentzke ein. Nachdem alle Teilnehmer die “Meldestelle” in Form von Nicoles Vater Jürgen passiert hatten, wurden die Vierbeiner entladen, noch einmal geputzt und ausgehfertig gemacht, während die Aktivisten mit weniger Beinen die erste Gelegenheit für Fachsimpeleien nicht ungenutzt verstreichen ließen.

Nicht nur die Reiter und Fahrer, sondern auch die Pferde erwarteten scheinbar den Start mit großer Spannung, die sich in Form von heftigem Gewieher und einigem Imponiergehabe entlud.

Als schließlich auch der Kremser an Ort und Stelle war, konnte das langersehnte Signal für den Aufbruch gegeben werden. Mit den Hengsten an der Spitze formierte sich ein eindrucksvoller Zug von 16 -überwiegend schwarzen- Pferden.

Das Fußvolk erwartete zunächst ein kleiner Fußmarsch zum Kremser, der jedoch durch weich gepolsterte Bänke belohnt wurde. Gezogen wurde der Planwagen von zwei stämmigen Stuten, von denen eine ein vorwitziges Fohlen bei Fuß führte.

Nach kurzer Solo-Fahrt stieß der Kremser auf die wartende Pferdeschar, und man setzte sich gemeinsam in Bewegung.

An einem Fluß gabelte sich der Weg, so daß Pferde und Wagen auf jeweils eine Flußseite gelangten. Nachdem die Besatzung des Kremsers in Eigenarbeit zur nachhaltigen Verbesserung der Sichtverhältnisse die seitlichen Planen hochgebunden hatte, bot sich ein sehr schöner Blick auf die Pferde an einer Badestelle. “Seytan” schien das Wasser sehr zu gefallen, denn er fing sofort an, eifrig mit den Vorderhufen zu planschen.

Der Kremser fuhr im zügigen Trab weiter über den Plattenweg, und die Insassen konnten die Pferde auf dem gegenüberliegenden Ufer bei ihrer ersten Galoppstrecke beobachten.

So mancher Hobbyfotograf, sowie auch Demos und Marc mit der Videokamera, mußte während der Fahrt für einen guten, nicht verwackelten Schnappschuß kurz absteigen, und wurde dafür prompt mit einem schnellen Sprint hinter dem Wagen her bestraft (Denn wie sagt schon das Volkslied: “Ich möchte so gerne noch schauen, aber der Wagen, der rollt...”).
Vor Erreichen des Etappenzieles trennten sich die Wege von Reitern und Fahrern. Die Fahrer vertrieben sich die pferdelose Zeit bis zur Pause mit dem Pflücken von Mais und Sonnenblumen und mit tiefsinnigen Gesprächen.

So kamen wir schließlich auf dem Araberhof der Familie Orges in Wutzetz an, wo schon Nicoles Mutter Biggi mit Inges Freund Demos und weiteren fleißigen Helfern, einem riesigen kalten Buffet und kalten Getränken wartete. Nicoles Freund, der sonst immer für das Catering zuständig ist, lag leider mit einem gebrochenen Bein im Krankenhaus (Kopf hoch, Renè!). Der Grill lief dennoch schon auf Hochtouren, so daß nach dem Eintreffen der Reiter und dem Versorgen der Pferde tüchtig gegessen werden konnte.

Nach dem Essen hatte Nicole noch für jeden Teilnehmer eine Überraschung vorbereitet: eine Erinnerungsmedaille an den “Friesenwanderritt 2000”, und zwar auch für jeden Kremserfahrer. Eine Reiterin faßte die Meinung aller Anwesenden sehr treffend zusammen, als sie sich spontan in unser aller Namen bei Nicole und ihrer Familie für den großen Einsatz bei diesem wirklich sehr gelungenen Wanderritt bedankte.

Da der Tag wirklich wolkenlos und somit sehr heiß blieb, waren wir froh über die lange Mittagspause. Nachdem sich noch einmal alle vom Wohlergehen ihrer Pferde in den zur Verfügung gestellten Boxen oder auf der Koppel überzeugt hatten, ergaben sich interessante Gespräche und die Möglichkeit zum Knüpfen vielfältiger Kontakte. Man ließ sich auch nicht dadurch aus der Ruhe bringen, daß eine Teilnehmerin bereits eine Stunde vor dem geplanten Aufbruch auf ihrem fertig gesattelten Pferd saß.

Den Rückweg legten Pferde und Wagen dann gemeinsam zurück, wobei Inge mit “Lukas” unter dem wiederholten Applaus der Kremserfahrer einen sehr anmutigen Boten zu Pferde abgab. Die idyllische Stille des Waldes wurde außer durch den Applaus noch so manches Mal von lauten Gesängen und Lachsalven durchbrochen (“...aber der Wagen, der rollt...”).

Viel zu früh trafen wir dann am späten Nachmittag wieder auf dem Parkplatz der Reitanlage ein. Man tauschte noch rasch ein paar Adressen, bevor die Hauptdarsteller verladen wurden und es ab nach Hause ging.
Wir “Mitorganisatoren” trafen uns noch kurz zum “Klar-Schiff-Machen” bei Nicole und waren uns einig, daß das wohl nicht der letze Friesenwanderritt gewesen sein wird!