Zuchtschau 08.09.01 in Zethau auf dem Michelshof
- ein persönlicher Bericht von
Dorothea Schulze

Auch in diesem Jahr wurde in der flächenmäßig größten Region des DFZ-Verbandes eine zweite Zuchtschau angeboten. So machten wir uns mit zwei Stuten und Fohlen auf die “Hufe”. Ein nächtlicher Zwischenstopp für Mensch und Pferd erfolgte bei Familie Gerlsma in Oberreichenbach.

Nach kurzer Nachtruhe stimmte uns ein morgendlicher Stromausfall dank Gewitter auf einen sehr feuchten Tag ein. Schon die Fahrt zum Michelshof erfolgte im strömenden Regen. Dort bekamen wir auch ohne Anmeldung dank guter Vorsorge wegen des Wetters eine große Doppelbox zur Miete. Nachdem die Pferde trocken in der Box standen und wir selbst riesige Pfützen in der Meldestelle hinterlassen hatten, startete die Zuchtschau mit noch weißen Monsterknechten. Die “Mecklenburger Wasserplatte” im hinteren -vorsorglich abgesperrten- Teil des Platzes ließ erahnen, welche Wassermengen die fleißigen Läufer im Laufe der Zuchtschau überschwimmen mußten.

An den Start gingen zunächst insgesamt 10 Hengstfohlen, die 2 mal eine zweite Prämie und 8 mal eine dritte Prämie ertrabten.

Bei den Stutfohlen driftete das Feld etwas auseinander. Von 9 Stütchen bekamen leider 2 keine Prämie. Ein wunderschönes Fohlen “Flocke von der Gänsefarm”(Vater: Folkert, Besitzer: Eskildsen) wurde sehr gelobt; ein weißes Abzeichen am Hinterbein schloß aber eine Prämierung aus. Beim zweiten unprämierten Fohlen (Vater: Krist) wurden Fehler in der Hinterhand festgestellt. Es folgten 3 dritte Prämien, eine zweite Prämie, und zur Überraschung 3 erste Prämien. “Dora fan Ravenshorst” (Vater: Feitse, Besitzer: Matthiesen) mit “langen, flinken Beinen”, “Freya K.” (Vater: Feitse, Besitzer: Köhne) mit “Schick und viel Adel” und schließlich als letztes Fohlen unsere freche “Flikje van Upstall” (Vater: Lolke) wurden mit der Schleife für die erste Prämie geschmückt. Bei der anschließenden Wahl des schönsten Fohlens im seltenen Sonnenschein gewann Freya K., ein modernes und schickes Fohlen. Unsere “jetzt schon zu kräftige” Flikje van Upstall mußte sich mit dem dritten Platz begnügen. Flikje ist ein pechschwarzes Fohlen mit viel Schub und toll getragenem Hals, nur leider “vom alten Schlag”. Als Fohlen bei vielen Besuchern ein Hingucker, nur bei den Richtern nicht gern gesehen. Trotzdem ist es ein Erfolg, daß ein Fohlen vom jungen Lolke in einer Reihe stand mit zwei Feitse-Fohlen.

Um beim Thema barock=unmodern kontra leicht=modern zu bleiben: Die Jährlingsstute “Boukje van Pier Gelfs” (Vater: Pike, Besitzer: Gerlsma), auf der letztjährigen Zuchtschau noch mit einer ersten Prämie belohnt und zum besten Fohlen der Zuchtschau gekürt, bekam trotz netter Bewegung in diesem Jahr eine dritte Prämie, da sie “zu altmodisch” sei. Offensichtlich schlagen die altmodischen Gene nach einem Jahr zu; das tolle Fohlen vom letzten Jahr entwickelt sich zu einem antiquiierten Stütchen, und die 2-Klassen-Gesellschaft straft die Züchter. Mir persönlich gefällt Boukje ausgezeichnet, und das Zuchtschau-Schicksal von unserem Erste-Prämien-Fohlen Flikje, die aus derselben Stute stammt (Joukje K., Vater: Tsjomme), scheint vorgezeichnet zu sein (Wir sollten ihr das Futter kürzen oder bei Muttern eine Zitze zukleben, vielleicht hilfts ja...?!).

Zurück zum weiteren Verlauf der Zuchtschau: Es folgten zwei zweijährige Stuten, die leider ohne Prämie blieben.

In der Pause -der Regen ließ auch mal etwas nach- wurde der Hengst Reyert 337 aus dem Friesenstall Marschhorst an langen Leinen gekonnt vorgeführt. Er beeindruckte durch leichte, sportliche Aktionen. Ihm schien der Matsch nicht so viel auszumachen wie den Vorführern, die durch den schweren Boden ganz geschafft kaum Schritt halten konnten.

Nun kam der spannende Teil: die Aufnahme der Stuten ins Stammbuch mit der Chance, das Papier mit Prämie und Ster-Erklärung zu schmücken. Von 12 vorgestellten Stuten schaffte nur “Tanita von Marschhorst” (Vater: Teake) mit einer zweiten Prämie den Sprung in die Ster-Klasse und damit auch den Tagessieg; Glückwunsch an Herrn Tietjen. Vier weitere Stuten bekamen eine dritte Prämie. Eine Stute, deren Mutter ins Beibuch II eingetragen ist, stieg ins Beibuch I auf.

Da alle diese Stuten für gut befunden wurden, die Zucht weiterzuführen, finde ich, daß das ein sehr gutes Ergebnis ist.

Den strengen Augen der Jury stellten sich anschließend sieben Stammbuchstuten, die auf Prämie und/oder Ster-Erklärung hofften. Die dritte Prämie wurde drei Mal vergeben, aber das Ster-Prädikat konnte sich keine Stute ertraben.

Weiter gings mit den Jungs; 5 Wallache bewarben sich um die Aufnahme ins Stammbuch. Zwei schafften dies mit einer dritten Prämie. Manche fragen sich nach dem Sinn und Zweck von Wallachen auf einer Zuchtschau, da sie ja aktiv in das Zuchtgeschehen nicht mehr eingreifen können. Es geht darum, auch die männlichen Nachkommen einer Stute zu beurteilen, da die Stammbuchaufnahme oder Ster-Erklärung eines Nachkommen ihren Zuchtwert steigert und beispielsweise für die Preferenterklärung Berücksichtigung findet.

Aus diesem Grunde fand auch in diesem Jahr erstmalig die Prämierung von Fohlenbuchhengsten mit der Möglichkeit einer Ster-Erklärung statt. Bisher war es nur möglich, Stammbuch-Wallache zur Ster-Erklärung vorzustellen. Alle Fohlenbuch-Hengste standen somit nicht für eine Berücksichtigung für den mütterlichen Zuchtwert zur Verfügung. Mit Neugier wurde daher die Vorstellung der 7 Fohlenbuchhengste erwartet. Knackig kämpften sich die schwarzen Schönheiten durch den Schlamm. Unter den Bewerbern waren auch die beiden Hengste “Ulbe van Hiddum” und “Victor van Hiddum” unserer Stammtischkollegen Katrin und Jörg aus Helenenau.. Den bejubelten Ster-Eintrag bekamen “Mandus von Marschhorst” (Besitzer: Tietjen) und “Nico v/d Slingheberg Hoeve”- zwei tolle junge Hengste!

Ebenfalls in dieser Kategorie wurde mit Spannung die Bewertung des “aus der Zucht genommenen” FPS-Stammbuchhengstes Ruerd (Besitzer: Marion Krause, Gestüt Kyffhäuser) beobachtet. Man hörte immer wieder Fragen, warum dieses Pferd überhaupt vorgestellt werden darf, da er nachdem er vom FPS aus der Zucht genommen wurde seine Dienste als Deckhengst für den FPZV verrichtet hat. Daß dieses mit den Statuten des FPS / DFZ nicht ganz vereinbar ist, sorgte für einige Verwirrung unter den Zuschauern. Erklärungsbedarf sah wohl auch die holländische Jury. Einzigst bei diesem Hengst griffen sie zum Mikrofon. Es war nicht alles so genau zu verstehen, aber es hörte sich an wie “damals nach Bewegung und Exterieur gut als Deckhengst,..., hat sich nicht bestätigt,..., jetzt hier vorgestellt reichen die Bewegungen nicht aus für einen Ster-Eintrag...”. Wie gesagt, dank Wind und Regen war alles etwas schwierig mit der Akkustik, aber vor meinen Laienaugen sahen andere vorgestellte Fohlenbuchhengste wirklich besser aus. Das Urteil der Jury wurde allgemein mit Befriedigung aufgenommen.

Zur ausgeschriebenen Reitpferdeprüfung meldeten sich zwei Pferde: eine Stute namens “Hendrika K.” und wiederum Ruerd. Bei Beginn der Vorstellung öffnete der Himmel noch einmal so richtig seine Schleusen, so daß sich die Richter für einen Abbruch und Neustart nach dem Wolkenbruch entschieden. Keines der beiden pitschnassen Pferde war so überzeugend, daß es zur Vorstellung nach Holland eingeladen werden konnte. Bewertet wurden hier korrektes Vorstellen unter dem Reiter im ruhigen Schritt, Arbeitstrab und Galopp, Kondition, Leichtfüßigkeit und Lockerheit inklusive Biegung und Stellung.

Etwas Unzufriedenheit herrschte v.a. bei den Teilnehmern mit weiter Anreise, die zwei Nächte lang eine Box gemietet hatten, über die hohen Boxenpreise, wobei die Leihgebühr für die Mietboxen für den Veranstalter schon selbst sehr hoch waren.

Daß das Wetter es nicht nett meinte, wurde durch gute Organisation vom Michelshof wettgemacht. Anfänglich fehlende Schleifen, Plaketten und Chips für die Fohlen (“auf dem Frankfurter Flughafen verschütt gegangen”) trafen dann nachmittags ein und wurden zügig verteilt.

Insgesamt erlebten wir eine gelungene Veranstaltung mit viel mehr Nennungen als anfänglich erwartet, ein Zeichen, daß im Osten viel los ist!

P.S.: Vielen Dank an Sicco und Graziana für die freundliche Aufnahme von Zwei- und Vierbeinern und an Marc fürs Tippen!

Doro Schulze

Fotos folgen!